Der Kurs "Snow & Ice" zählt sicher zu den ungewöhnlichsten Kursen
die wir jemals besucht haben. Aber hier im hohen Norden macht es
tatsächlich Sinn sich genauer mit den Materialien Schnee und Eis zu
beschäftigen, immerhin hat man tagtäglich damit zu tun. Erster Ausflug
im Zuge dieses Kurses am Dienstag den 5. Februar: Jokkmokk.
Jokkmokk
liegt etwa 170 km von Luleå entfernt im Landesinneren, sogar nördlich
des Polarkreises, und ist berühmt für seinen samischen Wintermarkt. Der
wird schon seit 1605 abgehalten, als die Samen - quasi die Ureinwohner
Nordskandinaviens - hier ihre Felle feilboten. Die Samen kamen dadurch
zu beträchtlichem Wohlstand und waren praktisch mit Adeligen
gleichgestellt.
Weiters wird hier seit einigen Jahren die Jokkmokk
Winterkonferenz abgehalten, eine internationale Konferenz des NNCA
(Northern Network on Climate Change) für Entscheidungsträger aus
Wirtschaft, Politik aber auch Studenten.
Der Ausflug
war für einen Tag angesetzt. Also Wecker um 5 Uhr gestellt, um 7 Uhr
dann im Bus gesessen und los gings. Die Fahrt war zunächst absolut
ereignislos, aber mit mp3-Player war das kein Problem. Einige holten
noch etwas Schlaf nach. Steffi sah einen Elch neben der Fahrbahn. Und
dann waren wir auch schon da nach 2,25h - ein Katzensprung (zumindest in
Schweden).
Aus den Bus und rein in den Souveniershop.
Plüschelch liegen gelassen und lieber Geld für Kochbuch ausgegeben.
Schwedisch wollen wir ja ohnehin lernen. Dann begann auch schon die
Führung durch Ájtte - dem Sami-Museum in Jokkmokk. Die Führerin war
offensichtlich selbst Sami, erzählte uns Anektoten aus ihrem Leben und
wie die Samen früher lebten. Aber wirklich Zeit für das Museum und die
Ausstellungsstücke konnten wir uns nicht wirklich nehmen. Schade.
Samische Bärenlegende |
Traditionelle samische Kleidung. Jedes Stück ist ein Unikat! |
Dann
DER Film: Sami in den 40er Jahren über einen längeren Zeitraum
begleitet. Wir mussten den Film über die volle Distanz ertragen. Was
noch die erste Viertelstunde recht interessant war (Samen, Rentiere,
Samen die Zelte aufstellen, Samen die Schlitten fahren, ...) wiederholte
sich dann doch sehr stark, zwischendurch wechselten die Jahreszeiten
(soweit das in schwarz-weiß überhaupt beurteilbar war). Nach einer
Stunde ging uns das Rentierglöckchengebimmel schon gehörig auf die
Nerven. Dann der Höhepunkt als ein Sami ein Rentier mit seinen Zähnen
kastrierte. Dass der Film komplett in Schwedisch war, half zwar nicht
beim Wachbleiben, fiel aber auch kaum auf, denn Rentiere reden eh nicht
so viel.
Nochmal im Souveniershop vorbeigeschaut und
dann gings endlich zum historischen Markt! Überlange Holzski, Felle und
Lagerfeuer, doch kaum Händler. "Ist das der berühmte Markt?" fragten wir
uns. Ein Teil der Gruppe ging Mittagessen, der andere durfte sich
zunächst einen Vortrag anhören. Wir spürten keinen Hunger also ab zum
Vortrag. Der war dann doch eine kleine Einführung in die samische
Geschichte und obwohl der Typ kein so gutes Englisch sprach, war unsere
Zeit hier deutlich besser investiert als bei dem Film.
Appropro
Zeit. Mahlzeit, das historsiche Mittagessen bestand aus
Rentier/Gemüse-Suppe dazu Lingonsaft (Beere = Bär -> Lingon =
Preiselbär) und Gebäck. Jetzt wissen wir auch wie Rentier schmeckt.
Danach gabs ein kleines Schauspiel auf dem historischen Marktplatz
(König Karl X. Gustav begrüßte uns auf schwedisch - in der Form einer
Frau - feierlich zum Markt, mehr haben wir leider nicht verstanden) und
dann endlich shoppen. Denkste, keine Zeit, ab zur Winterkonferenz. Mist.
Naja waren eh nur 10 Händler aber trotzdem. Übrigens war der Markt
dieses Jahr sehr klein da das Geld seitens der Verwaltung fehlte, aber
nächstes Jahr soll er wieder groß werden. Wieder Mist.
König Karl X. Gustav (links) |
Wir machten uns also auf zur Winterkonferenz. An
jenem Nachmittag standen verschiedene Workshops zur Auswahl, wobei wir
ein Thema aus fünf wählen durften. Wir entschieden uns für "100%
erneuerbare Energie". An der Diskussion waren dann tatsächliche Leute
aus den verschiedensten Ländern beteiligt. Die meisten europäischen
Länder sowie Kanada, Namibia und Fernost waren vertreten, wodurch
wirklich sehr vielfältige Meinungen und Ansichten in die Diskussion
eingebracht wurden. Einige hatten auch beruflich mit dem Thema zu tun,
andere waren einfach Studenten. Aber egal aus welchem Land, alle hatten
dann doch irgendwie die gleichen Probleme und wir konnten recht schnell
einen Konsens finden. Dann sollten noch 2 Filme auf Youtube folgen, doch
beim zweiten streikte dann Youtube und wir hörten einfach früher auf.
Gut so, denn es ist schon längst wieder Zeit für eine Fika. Es gibt
wieder einmal Kaffee und Kuchen, das haben wir hier schon öfter erlebt.
Danach gings auch schon wieder zurück in den Bus und nach einer
gefühlten Ewigkeit wars das dann auch schon endlich.
Unser
Fazit: Der Wintermarkt war eher enttäuschend weil zu klein, dafür waren
das Essen und die Konferenz sehr interessant. Von Samen und Rentieren
haben wir aber fürs erste genug. Der normale (richtige) Wintermarkt
begann gestern; das wissen wir jetzt auch.
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