Dienstag, 6. August 2013

Heimreise Tag 21: Kalmar


Es wurde Zeit Stockholm zu verlassen und sich ganz dem Süden Schwedens zu widmen. Da es hier aber soviel zu sehen gibt und wir nicht ewig Zeit hatten, mussten wir Prioritäten setzten. Kalmar ist da ganz bestimmt einer der wichtigsten Städte Schwedens und ein absolutes muss, zumindest was wir so gehört haben. Also haben wir uns selber davon überzeugt und uns nicht nur das Schloss, sondern auch Kalmar selbst angesehen.
Wir sind erst recht spät von Stockholm aus losgefahren und haben uns daher zuerst einen Campingplatz in der Nähe der von Kalmar gesucht und dort übernachtet. Das stellte sich als eine gute Idee heraus, denn so kamen wir auch gleich an Infos und Kartenmaterial mit einer Übersicht an günstigen Parkmöglichkeiten in der Stadt. Wir hatten  da definitiv was aus Uppsala gelernt. Also günstig geparkt und ab in die Stadt.


Kalmar ist eine der ältesten Städte Schwedens und findet bereits Erwähnung auf einem Runenstein des 11. Jh. Im 13. Jh. war sie eine wichtige Handelstadt und stand in engem Zusammenhang mit der deutschen Hanse. 1397 wurde hier die Kalmarer Union gebildet, ein starkes Bündnis von Norwegen, Schweden und Dänemark, welches bis 1523 bestand. Im Kalmarkrieg (1611-1613) Schwedens gegen Dänemark wurde ein Großteil der Stadt zerstört. Die Stadt ging an Dänemark und wurde wieder errichtet, brannte dann 1647 ab und wurde auf die nahe Insel Kvarnholmen verlegt. Das war schon länger geplant, da die Stadt dort wesentlich besser zu verteidigen ist. Man errichtete Wälle und Bastionen während die Stadt selbst nach Planzeichnungen entstand, mit rechtwinkeligen Straßen und viel Symmetrie. Auch entstanden viele Steinhäuser, was recht untypisch für Schweden ist.

Wir marschierten also los und erkundeten die Stadt. Zunächst kamen wir am Hauptplatz mit Rathaus und Dom vorbei. Der Dom, der im Stil des jesuitischen Barocks errichtet worden ist, sieht recht ungewöhnlich aus und wurde im 17. Jh. nach Plänen des Architekten Nikolaus Tessin des Älteren errichtet. Innen dominiert weiß, die Kirche ist hell und geräumig. Nach einer ausgiebigen Besichtigung des Doms sind wir zurück am Hauptplatz und weiter am Rathaus vorbei.

Hauptplatz mit Rathaus

Das Rathaus
Der Kalmarer Dom

Im Dom

Hauptorgel

Hauptschiff. Links ein verziertes Wappen.


Kanzel und Altar

Die Wappen sind wichtigen Personen gewidmet.


Barockorgel links vom Chor
Am Sjöporten durften wir einen kostenlosen Film über die Stadt und die Gebäude über uns ergehen lassen. Dann bekamen wir einen stilisierten Stadtplan mit den wichtigsten Gebäuden und begannen diese zu erkunden.



Brunnen am Larmtorget

Das Westportal mit Wasserturm. Das Tor war
lange Zeit der einzige Zugang zur Stadt.

Glasverkauf direkt am Westtor.
Das Westportal von außen mit rekonstruierter Brücke.

Wir verließen die Stadt durch das Westportal und staunten nicht schlecht als wir am Ende der Brücke ein Gefängnis aufragen sahen. Tatsächlich handelt es sich um einen alten Teil der Stadtmauer eines weiteren Stadtteils von Kalmar mit dem Namen Malmen. Heute wird sie halt als Gefängnis genützt, was etwas befremdlich wirkt, wenn man als Tourist die Stadt durch das alte Stadttor auf der rekonstruierten Brücke verlässt und plötzlich an Stacheldraht und Gefängniswachen vorbei muss.

Wenige Meter weiter, ein Gefängnis.
Wir sind aber nicht nach Malmen, sondern in den ältesten und ursprünglichen Stadtteil namens Gamla Stan, was heute so etwas wie der Kulturstadtteil Kalmars ist. Es beherbergt unter anderem Parks und ein Kunstmuseum und von hier aus gelangt man zum Kalmarer Schloss.


Von den Parkanlagen aus sieht man bis zum Wasserturm.
Schließlich kamen wir zum Schloss, dem besterhaltensten Renaissancepalast Nordeuropas. Davor war es eine sehr wichtige Festung und wurde innerhalb von fast 400 Jahren ganze 24 Mal erfolglos belagert. Das Schloss  liegt auf einer eigenen Miniinsel und man gelangt dorthin über eine Brücke, an der man Eintritt zahlt.


Ein Gaukler um die wartenden Besucher
an der Kassa zu unterhalten.

Die Zugbrücke zur Festung.
Durch die äußere Mauer geht es ins innere der Festung. Hier findet man das eigentliche Schloss mit seinen vier Ecktürmen und dem zentralen rechteckigen Hauptturm. Durch den Hauptturm geht es auch dann in den innersten Hof, wo gerade ein kleines Mittelalterfest für Kinder abgehalten wurde als wir ankamen. In den Schlossgemäuern gibt es aber auch eine Ausstellung und da erfährt man alles über das Schloss. Auch kleine Modelle veranschaulichen, wie aus einem kleinen Wachturm am Hafen schließlich der riesige Palast geworden ist.




König Magnus I. von Schweden ließ im 13. Jh. den ursprünglichen Wachturm zu einer Ringfestung mit 4 Ecktürmen ausbauen. Die ersten Vasa-Könige angefangen mit Gustav I. ließen die Festung weiter ausbauen und modernisieren. Ein äußerer Steinwall wurde errichtet als Verteidigung gegen die neu aufkommende Artillerie. Seine Söhne Erik XIV. und Johann III. legten aber mehr Wert auf die künstlerische Gestaltung des Schlosses. Im 17. Jh. begann der Verfall, als die Festung an strategischer Bedeutung verlor. Viele der einst prunkvoll eingerichteten Räume wurden stattdessen als Gefängnis, Getreidespeicher oder als königliche Schnapsbrennerei genutzt. Erst 1850 begannen die Restaurierungsarbeiten, die bis heute andauern.

Eine der wichtigsten Schlachten fand 1611 statt, als wie oben erwähnt die Stadt an Dänemark viel. Der Befehlshaber des Schlosses Krister Some überließ dabei die Stadt und Burg beinahe kampflos an Christian IV. Ein beeindruckendes Modell der Belagerung war im Schloss aufgestellt.



Außerdem gab es noch ein Replikat des Replikats des goldenen Kleids der Königin Margarete (dem Mastermind hinter der Kalmarer Union) zu bestaunen und auch ansonsten einiges aus der Geschichte des Schlosses. Die Räume wurden teilweise rekonstruiert und sind an sich schon sehr interessant.

Prinzessinengewänder


Ein königliches Dinner
Der Platz an der Spitze der Tafel.


Königliches Schlafgemach
Das Schloss hat eine eigene Kapelle


Auch hier findet man wieder verzierte Wappen.
Wie viele der Sehenswürdigkeiten in Schweden bietet auch das Schloss wieder einiges für Kinder. Das hieß für uns in der Haupttouristensaison natürlich eine unglaubliche Masse an Touristen und Kindern. Das ist auf Dauer furchtbar und anstrengend. Schließlich schlug das Wetter endlich um nach all den Tagen der Hitze und wir schauten, dass wir weiterkommen. Aber eine kurze Spritztour über die Brücke nach Öland konnten wir uns dann doch nicht verkneifen.

Ab nach Öland ...

... und wieder zurück.
Das mit dem Campingplatz vorher suchen hat so gut geklappt, dass wir uns dachten, das machen wir gleich nochmal so. Also sind wir weiter nach Karlskrona und haben uns dort einen Campingplatz nahe beim Zentrum gesucht. Doch das Wetter war mies, das Internet hatte viele Aussetzer und auch sonst hatten wir schön langsam genug von den mit Caravans vollgestellten Campingplätzen. 



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