Donnerstag, 1. August 2013

Heimreise Tag 17: Gripsholmen


Schloss Gripsholm liegt in dem beschaulichen Nest Mariefred. Es ist eines der beiden Schlösser unweit von Stockholm, die wir uns unbedingt anschauen wollten. In unserem Reiseführer gibt es das Schloss in groß zum Ausklappen, also erwarteten wir wirklich was besonderes und planten, so bald wie möglich aufzustehen und viel Zeit dort zu verbringen.
Unser Plan scheiterte schon am bald aufstehen und so waren wir eigentlich schon spät dran, als wir uns von Läppe bei Vingåker gerade erst mal auf den Weg machten. Eine Umleitung zwang uns zu einen größeren Umweg und daher wars schon Mittag, bis wir schließlich endlich in Mariefred ankamen. Ein schneller Hotdog musste als Mittagessen da schon reichen.

Auf dem Weg zum Schloss begrüßen einen zwei Runensteine aus dem 11. Jh. Danach kommt man über eine Brücke auf eine eigene kleine Insel. Ursprünglich baute 1380 Bo Jonsson Grip hier eine Burg, Gustav I. Vasa ließ es zu einer schlossartigen Festung ausbauen. Das Schloss besitzt daher auch 4 mächtige Rundtürme mit bis zu 4 m dicke Außenmauern. Sein Nachfolger Erik XIV. setzte den Schlossbau fort und nutzte das Schloss auch als Gefängnis, unter anderem um seinen Bruder Johann III. mitsamt Familie hier festzusetzen. Johann wiederum ließ Erik nach dessen Absetzung im Schloss einsperren, erst Gustav Vasas Sohn Karl IX. ließ ihn wieder frei. Der baute auch am Schloss herum, genauso wie später auch Gustav III., der sogar ein Theater in einem der Türme einrichten ließ. 1890 wurde im Zuge des schwedischen Historismus versucht, all die Veränderungen ab 1600 wieder rückgängig zu machen. Vor allem der oberste Teil und der innere Burghof wurden Opfer dieser "Restaurierung".

Einer der Runensteine vor der Brücke

äußerer Burghof
Als erstes durchquert man den äußeren Burghof, in dem 2 Bronzekanonen namens Galten und Suggan  (Eber und Sau) stehen. Diese Kanonen wurden im 16. Jh. gegossen und sind eine Kriegsbeute Johanns III. aus dem Krieg mit Russland. 



Weiter gings in den inneren Burghof. Hier führt eine Treppe ins Innere des Schlosses. Der Erker über der Treppe entstand erst viel später im Zuge der Restaurierungsarbeiten 1890.



Im Schloss erwarben wir ein Heft welches jeden Raum des Schlosses beschreibt. Da war uns noch nicht klar, was das bei 65 Räumen bedeutet. Top-motiviert starteten wir also mit dem ersten Raum und schenkten beinahe jedem Portrait unsere volle Aufmerksamkeit. Die Decken sind übrigens oftmals reich verzierte Kasettendecken und gleich der erste Raum war ein gutes Beispiel dafür. 

Raum 1: Der Astraksaal

Hier hängen u.a. Porträts von den Stures und Vasas. 

Weiter gings durch mehr Räume, jeder etwas anders gestaltet. Das war wirklich interessant. Die Geschichte des Schlosses ist sehr verworren und eng verknüpft mit den wechselnden schwedischen Adels- und Königsfamilien. Einige Persönlichkeiten standen dabei auch im Zusammenhang mit bestimmten Räumen. Tatsächlich war beinahe jedes Zimmer voll mit Porträts und wir kapitulierten irgendwann. Später sollten wir erfahren, dass sich in Schloss Gripsholm die staatliche Porträtsammlung mit über 2000 Gemälden befindet. 

Gamach des Herzog Karl (später Karl IX.)



Es ging weiter in den 2. Stock und wir machten einen Sprung durch die Zeit. Denn im 1. Stock fand man Porträts aus dem 16. und 17. Jh. zu Zeiten Gustav Vasa bis Karl XII. und im 2. Stock folgte nun das 18. Jh. mit Porträts von Ulrika Eleonora der Jüngeren bis Gustav III.

Der Reichssaal, der größte Raum im Schloss.


Thron mit Thronhimmel aus Spanien (16. Jh.)


Schwarz lackierte Truhe mit Golddekoration, vergoldetem Messing
und Perlmutt, hergestellt 1600 in Japan.

Elfenbeinuhr aus Augsburg (17. Jh.)


Der Ratsaal wo Gustav IV. Adolf seine Abdankung unterzeichnete.


Der Audienzsaal, der Kronleuchter ist aus Holz und Papiermaché.

Tür zum Trabantensaal.

Der Trabantensaal: Die Decke ist der einzige Teil des Schlosses
aus der Zeit Gustav Vasas, der in diesem Umfang erhalten ist (1543).
Aussicht vom Erker über der Treppe des
inneren Burghofs.
Der weiße Salon oder runder Salon Gustavs III. Hier lies
man Porträts zeitgenössischer Regenten aufhängen.

Auch Joseph II. von Österreich-Ungarn hängt
im weißen Salon.

Der grüne Salon, 1780 für Königin Sofia
Magdalena eingerichtet

grüner Salon

Das Schlafzimmer der Königin (Hedvig Elisabet Charlotta)
Der dritte Stock schließlich befasste sich mit dem 19.-21. Jh. In einem der Türme ließ der Theaterliebhaber Gustav III. ein voll funktionsfähiges Theater 1781 errichten. Der Raum ist im neo-klassizistischen Stil eingerichtet. Ansonsten gabs im 3. Stock viele Bedienstetenzimmer und geschichtlich beschäftigte man sich mit dem Gustavs III. Sohn und Thronfolger nach dessen Ermordung, Gustav IV. Adolf. Der wurde nach den Misserfolgen im Krieg gegen Russland 1809 gezwungen, seinen Thronverzicht im Ratsaal zu unterschreiben und dann mitsamt Familie des Landes verwiesen. 

Theater Gustavs III.

Theater Gustavs III.

Nach den 65 Zimmern waren wir endlich durch. Hatten genug Porträts gesehen und beschlossen, uns eine ordentliche Belohnung zu gönnen. Wir gingen zurück zu der Bude, wo wir schon die Hotdogs gekauft hatten und genehmigten uns Waffeln und Kaffee bevor es weiter ging nach Stockholm, wo uns schon unser Lieblingshotel erwartete, von Campen hatten wir fürs erste genug.




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