Sonntag, 11. August 2013

Heimreise Tag 22: Karlskrona


Karlskrona, ursprünglich auf über 30 Inseln errichtet, beherbergt den Hauptstützpunkt der Schwedischen Marine. Der Marinehafen Karlskrona ist UNESCO Weltkulturerbe und noch dazu gibt es ein einzigartiges Marinemuseum. Klingt also alles wichtig genug und wir beschlossen den 22. Tag unserer Heimreise ganz der Stadt und dem Museum zu widmen. Und ohne zuviel verraten zu wollen: Es hat sich gelohnt.

Die Barockstadt Karlskrona wurde 1679 als Flottenstützpunkt von König Karl XI. gegründet und wurde bereits ein Jahr später zur Stadt erhoben. 1689 dann zog das Hauptquartier der schwedischen Marine von Kalmar nach Karlskrona um. Wie so viele andere Städte brannte auch Karlskrona einmal ab (1790), aber viele der zur Zeit der Gründung gebauten Häuser stehen noch heute. Die Friedrichskriche, beispielsweise, wurde 1720 von Nicodemus Tessin dem Jüngeren gebaut und steht noch heute auf dem Hauptplatz neben einigen anderen interessanten Gebäuden, wie die ebenfalls von Tessin erbaute Dreifaltigkeitskirche, dem Rathaus und dem Wasserreservoir Vattenborgen (erbaut im Stile einer Burg).

Am Stortorget

Dreifaltigheitskirche

Statue von Karl XI.

Frederikskirche

Neben der Frederikskirche war gerade der Jahrmarkt vorbei.

Am Hauptplatz direkt um die Kirche herum waren einige halb aufgebaute Jahrmarktstände und Attraktionen. Es wirkte so, als wäre das Fest schon vorbei, was wir richtig schade fanden. Wir haben uns trotzdem ein wenig umgeschaut.

Das Marinemuseum befindet sich auf einer eigenen kleinen Insel namens Stumholmen. Auf der Insel lagen früher mehrere Handwerksmanufakturen zur Versorgung der Marinebasis. 1752 lies der damalige König Adolf Frederik hier eine Modellkammer einrichten. Die Modellkammer bestand aus vielen Schiffs- und Konstruktionsmodellen, die man damals gebaut hat, um verschiedene technische Lösungen und Schiffskonstruktionen zu testen. Heute bilden diese Modelle die Basis des Museums, zusammen mit einer Sammlung an Galionsfiguren und Museumsschiffen.

Im Museum besorgten wir uns Ticket und Audioguide und schon konnten wir uns den Massen an Besuchern anschließen. Gerade in der Hochsaison ist im Süden Schwedens viel los und das Museum auch sehr beliebt bei Familien, da es auch ein abwechslungsreiches Angebot für Kinder gibt. Wir warfen uns also ins Getümmel und untersuchten zunächst die ausgestellten Modelle. 

Modelle verschiedener Gebäude einer Werft

Das Linienschiff Vasa

Gleich im ersten Raum trafen wir auf einen uns schon bekannten Namen: Fredrik Henrik af Chapman (das "af" ist ein Adelstitel). Den kannten wir schon aus Stockholm, wo die af Chapman vor Anker liegt und als Jugendherberge dient. Chapman revolutionierte den Schiffsbau, indem er als erster die Planung von Schiffen auf wissenschaftliche und mathematische Grundlagen stellte. In der Mitte des Raums stehen er und einige wichtige Persönlichkeiten der damaligen Zeit um das von Chapman gebaute Linienschiff Vasa versammelt. Anlass war eine Probefahrt 1779, als man mehrere Schiffe zum Vergleich antreten lies. Es gab zwar kein Ergebnis, aber den Anstoß zu einer langen Debatte, welche zu einer Änderung der Sichtweise im Schiffsbau, von qualifizierten Handwerk zur theoretischen Ingenieurskunst, führte.

Modelle verschiedener Schiffstypen.

In den folgenden Räumen gab es Modelle zu Schiffen und zum Handwerk, Pläne zu neuen Trockendocks und einiges zu Chapmans Forschung. 

Eine Schlepprinne zum Messen des Strömungswiderstandes

Danach folgten Ausstellungen zum Leben an Bord eines Schiffes, zu Navigation und Seeschlachten. Das ganze war multimedial aufbereitet, das heißt man konnte das Navigieren mit einem Jakobsstab ausprobieren, virtuell Schiffe abschießen oder an einem Modell rudern. 

Schiffsknoten und  Taue.



Arztausrüstung

Arzt bei der Arbeit

Modell eines Lafettenkonstuktion

Das Museum beschäftigte sich auch mit dem Tauchen nach Schiffswracks. Im Hafenbecken von Karlskrona liegen einige Schiffe, die Aufgrund ihres Alters versenkt wurden um im Hafen Sperren zu errichten. Eins der Wracks liegt direkt neben dem Marinemuseum und kann besichtigt werden. Hierzu besitzt das Museum einen eigenen Unterwassertunnel. Leider hat es am Vormittag viel geregnet und daher war die Sicht zu Beginn gleich 0, später dann war es etwas besser.

Pumpe

Tauchhelm

Modell des Tunnels, das Stück rechts konnten wir sehen.

Der Unterwassertunnel

Ein Stück des Wracks

Dieses Stück findet man im Modell ganz rechts.

Im Museum findet man auch zahlreiche Galionsfiguren. Eine der ersten, auf die man trifft, ist die von Chapman gleich neben den Ausstellungsstücken zu seiner Forschung.


In einer eigenen Galionshalle wurden vorwiegend Galionsfiguren mit mythologischer Herkunft ausgestellt. Die Figuren befanden sich ursprünglich auf Schiffen mit teilweise etwas seltsamen Namen, wie beispielsweise Fäderneslandet (Das Vaterland), Försiktigheten (Die Vorsicht), Äran (Die Ehre) und Dristigheten (Die Dreistigkeit).

Die Galionshalle

Von links: Siegesgöttin Nike, daneben Perseus mit Medusakopf
in der rechten Hand und ganz rechts Fröja, die skandinavische
Göttin der Fruchtbarkeit, der Liebe und des Friedens.

Nochmal Nike und Perseus. Ganz hinten die Nereide Galatea.

Hier lugt die skandinavische Göttin Saga unter dem Schleiler
der Wahrheit hervor. Links von ihr ist eine französische Figur,
die einen Mörser "reitet".

Ganz vorne: Svea (sowas wie Mutter Schweden)
dahinter: Minerva, die römische Athene

Minerva, Göttin der Weisheit und des
Krieges, hier für den Krieg gerüstet.

Der Mann rechts ist ein griechischer Athlet,
die Frau links ist Camilla, getötet durch einen
Pfeil in der Brust im Kampf gegen die Römer.

Von dem Kerl rechts ist nur noch der Kopf
übrig. Er befand sich am Schiff Dreistigkeit
Die Galionsfiguren waren größtenteils an den Schiffen angebracht, die in den Krieg gegen Russland 1788-1790 geschickt wurden. Der Krieg wurde aus verschiedenen Gründen von Gustav III. gegen seine Cousine Katharina II. begonnen und es fanden einige blutige Gefechte in Finnland und zur See statt. Die schwedische Marine konnte entscheidende Siege feiern aber das eigentliche Ziel, St. Petersburg, nicht erreichen. Am Ende einigte man sich auf unentschieden.
Schweden musste sich auch zugleich gegen Dänemark-Norwegen wehren. Aber bei den Gefechten in Bohuslän sind gerade einmal 5 Soldaten gestorben. Die Belagerung Göteborgs blieb erfolglos. Der Konflikt wird von den Schweden Theaterkrieg genannt, die Norweger nennen ihn Preiselbeerkrieg (die Norwegischen Soldaten hatten auf ihrem Rückweg nichts zu Essen und mussten unterwegs Beeren sammeln, an den Folgen starben dann 1500 Soldaten).

Gustav II. Adolf

Karl XIV. Johann

Der heilige Erik vom Linienschiff Stockholm

Im Obergeschoss des Museums gings weiter mit der allgemeinen Wehrpflicht und dem Kalten Krieg. Die Wehrpflicht ist in Schweden seit 2010 ausgesetzt und kann in Krisenzeiten von der Regierung wieder eingeführt werden.





Torpedos

Torpedowerkstätte
Draußen vor dem Museum gibt es schließlich noch 3 Museumsschiffe zu besichtigen. Wir haben gewartet bis es aufgehört hat zu regnen, und sind dann gleich zum ersten Schiff, dem Minenjagdboot HM Bremön, gegangen. Bei der HM Bremön konnte man nicht nur an Bord, sondern auch unter Deck gehen! Dort war alles so eingerichtet, wie es wohl im zweiten Weltkrieg wirklich ausgesehen hat. Schweden war ja neutral im Krieg, musste aber seine Hoheitsgewässer von Minen räumen und bewachen. Die HM Bremön war noch mit Dampf betrieben worden, später diente das Schiff als Ausbildungsschiff und jetzt dient es im Museum. 















Das Schiff war fast vollständig begehbar und an allen Ecken gabs was zu sehen, ganz im Gegenteil zu den anderen Schiffen, wo man leider nicht unter Deck gehen konnte. Das Torpedoschnellboot HMS Västervik war aus dem kalten Krieg und diente der Abwehr von U-Booten.

HMS Västervik







Das dritte Schiff war das Segelschiff Jarramas und diente ursprünglich der Schulung des Schiffjungenkorps. Es ging 1947 sozusagen in Pension, wurde 1950 von der Stadt Karlskrona erworben und wurde schließlich als Café genutzt. Das Marinemuseum erhielt es dann 1997 anlässlich der Einweihung des neuen Museumsgebäudes.

Schulschiff Jarramas





Hier nochmal alle 3 Schiffe (das Vorderste zählt nicht).
In dem Museum haben wir auch nicht nur gut Mittag gegessen, sondern es gab auch eine Ladung Eiscreme. Das Tolle in Schweden: Alle mögen Eiscreme und essen im Sommer riesige Mengen davon. Dementsprechend bekommt man, wenn man eine Kugel einer Sorte bestellt, eine ordentliche Portion und für unsere Ansprüche mehr als genug. Wir haben uns daher schon abgewöhnt, mehr als eine Kugel pro Person zu bestellen.


Wir hatten genug von Campingplätzen, vor allem da gerade Hochsaison war und alles mit Campingwagen zugestellt war. Außerdem sind die Entfernungen hier im Süden von Schweden so kurz, dass wir noch am selben Tag bis nach Lund gekommen sind. Also haben wir lieber nach einem Scandic gesucht und es auch gefunden (nachdem wir 3 mal nach dem Weg gefragt haben). Dort die Überraschung: Aus einem uns nicht nachvollziehbaren Grund wurden wir in ein Superior Zimmer zum Normalpreis untergebracht. Das hieß: Badewanne und Dusche, King-size Bett und Pay-TV (C-more). So lies es sich ganz gut aushalten und wir waren Top motiviert für den nächsten Tag!




Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen