Freitag, 8. Februar 2013

Snow & Ice: Jokkmokk

Der Kurs "Snow & Ice" zählt sicher zu den ungewöhnlichsten Kursen die wir jemals besucht haben. Aber hier im hohen Norden macht es tatsächlich Sinn sich genauer mit den Materialien Schnee und Eis zu beschäftigen, immerhin hat man tagtäglich damit zu tun. Erster Ausflug im Zuge dieses Kurses am Dienstag den 5. Februar: Jokkmokk.



Jokkmokk liegt etwa 170 km von Luleå entfernt im Landesinneren, sogar nördlich des Polarkreises, und ist berühmt für seinen samischen Wintermarkt. Der wird schon seit 1605 abgehalten, als die Samen - quasi die Ureinwohner Nordskandinaviens - hier ihre Felle feilboten. Die Samen kamen dadurch zu beträchtlichem Wohlstand und waren praktisch mit Adeligen gleichgestellt.
Weiters wird hier seit einigen Jahren die Jokkmokk Winterkonferenz abgehalten, eine internationale Konferenz des NNCA (Northern Network on Climate Change) für Entscheidungsträger aus Wirtschaft, Politik aber auch Studenten.

Der Ausflug war für einen Tag angesetzt. Also Wecker um 5 Uhr gestellt, um 7 Uhr dann im Bus gesessen und los gings. Die Fahrt war zunächst absolut ereignislos, aber mit mp3-Player war das kein Problem. Einige holten noch etwas Schlaf nach. Steffi sah einen Elch neben der Fahrbahn. Und dann waren wir auch schon da nach 2,25h - ein Katzensprung (zumindest in Schweden).

Aus den Bus und rein in den Souveniershop. Plüschelch liegen gelassen und lieber Geld für Kochbuch ausgegeben. Schwedisch wollen wir ja ohnehin lernen. Dann begann auch schon die Führung durch Ájtte - dem Sami-Museum in Jokkmokk. Die Führerin war offensichtlich selbst Sami, erzählte uns Anektoten aus ihrem Leben und wie die Samen früher lebten. Aber wirklich Zeit für das Museum und die Ausstellungsstücke konnten wir uns nicht wirklich nehmen. Schade.

Samische Bärenlegende
Traditionelle samische Kleidung. Jedes Stück ist ein Unikat!

Dann DER Film: Sami in den 40er Jahren über einen längeren Zeitraum begleitet. Wir mussten den Film über die volle Distanz ertragen. Was noch die erste Viertelstunde recht interessant war (Samen, Rentiere, Samen die Zelte aufstellen, Samen die Schlitten fahren, ...) wiederholte sich dann doch sehr stark, zwischendurch wechselten die Jahreszeiten (soweit das in schwarz-weiß überhaupt beurteilbar war). Nach einer Stunde ging uns das Rentierglöckchengebimmel schon gehörig auf die Nerven. Dann der Höhepunkt als ein Sami ein Rentier mit seinen Zähnen kastrierte. Dass der Film komplett in Schwedisch war, half zwar nicht beim Wachbleiben, fiel aber auch kaum auf, denn Rentiere reden eh nicht so viel.

Nochmal im Souveniershop vorbeigeschaut und dann gings endlich zum historischen Markt! Überlange Holzski, Felle und Lagerfeuer, doch kaum Händler. "Ist das der berühmte Markt?" fragten wir uns. Ein Teil der Gruppe ging Mittagessen, der andere durfte sich zunächst einen Vortrag anhören. Wir spürten keinen Hunger also ab zum Vortrag. Der war dann doch eine kleine Einführung in die samische Geschichte und obwohl der Typ kein so gutes Englisch sprach, war unsere Zeit hier deutlich besser investiert als bei dem Film.


Appropro Zeit. Mahlzeit, das historsiche Mittagessen bestand aus Rentier/Gemüse-Suppe dazu Lingonsaft (Beere = Bär -> Lingon = Preiselbär) und Gebäck. Jetzt wissen wir auch wie Rentier schmeckt. Danach gabs ein kleines Schauspiel auf dem historischen Marktplatz (König Karl X. Gustav begrüßte uns auf schwedisch - in der Form einer Frau - feierlich zum Markt, mehr haben wir leider nicht verstanden) und dann endlich shoppen. Denkste, keine Zeit, ab zur Winterkonferenz. Mist. Naja waren eh nur 10 Händler aber trotzdem. Übrigens war der Markt dieses Jahr sehr klein da das Geld seitens der Verwaltung fehlte, aber nächstes Jahr soll er wieder groß werden. Wieder Mist.

König Karl X. Gustav (links)
Wir machten uns also auf zur Winterkonferenz. An jenem Nachmittag standen verschiedene Workshops zur Auswahl, wobei wir ein Thema aus fünf wählen durften. Wir entschieden uns für "100% erneuerbare Energie". An der Diskussion waren dann tatsächliche Leute aus den verschiedensten Ländern beteiligt. Die meisten europäischen Länder sowie Kanada, Namibia und Fernost waren vertreten, wodurch wirklich sehr vielfältige Meinungen und Ansichten in die Diskussion eingebracht wurden. Einige hatten auch beruflich mit dem Thema zu tun, andere waren einfach Studenten. Aber egal aus welchem Land, alle hatten dann doch irgendwie die gleichen Probleme und wir konnten recht schnell einen Konsens finden. Dann sollten noch 2 Filme auf Youtube folgen, doch beim zweiten streikte dann Youtube und wir hörten einfach früher auf. Gut so, denn es ist schon längst wieder Zeit für eine Fika. Es gibt wieder einmal Kaffee und Kuchen, das haben wir hier schon öfter erlebt. Danach gings auch schon wieder zurück in den Bus und nach einer gefühlten Ewigkeit wars das dann auch schon endlich.

Unser Fazit: Der Wintermarkt war eher enttäuschend weil zu klein, dafür waren das Essen und die Konferenz sehr interessant. Von Samen und Rentieren haben wir aber fürs erste genug. Der normale (richtige) Wintermarkt begann gestern; das wissen wir jetzt auch.

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