Samstag, 22. Juni 2013

Östersundtrip: Tag 3 - Røros

Røros (gesprochen: Röros) ist eine norwegische Kleinstadt ca. 50 km von der schwedischen Grenze entfernt. Ursprünglich lebten dort, trotz des rauen, kontinentalen Klimas in den Skanden, die Sami. Das Klima ist dort so rau, dass dort auch die niedrigste Temperatur südlich der Finnmark, der Region um das Nordkap, im Jahre 1914 mit -50,4°C gemessen wurde. Der Legende nach hat Hans Olsen Aasen 1644 in der Region um Røros Kupfererz gefunden, was der Grund dafür war, dass kurz danach die ersten Mienen erschlossen wurde. Die Kupferproduktion machte Røros zu einer reichen Stadt, die 333 Jahre lang rund um die Schmelzhütte und ihren Schlackehaufen gewachsen ist. Diese und die charakteristischen Holzhütten, die auch heute noch bewohnt sind, waren der Grund warum die Altstadt von Røros 1980 zum UNESCO Weltkulturerbe erklärte wurde. 





6 Uhr aufgestanden, gefrühstückt, Jause hergerichtet und schon gings los. Etwa 300 km standen uns bevor, denn es ging nach Norwegen in die Bergarbeiterstadt Røros. Nach etwa 10 km nochmal schnell umgedreht und zurück die Pässe holen, denn die lagen ja natürlich noch in der Stuga.
Trotz strömenden Regens kamen wir gut voran, es war wie immer nix los. Bis auf die 3 Radars nach Östersund gibt es auch keinen wirklichen Grund vom Gas zu gehen. Auf dem ganzen Weg sind wir gerade mal durch ein Duzend größerer Dörfer gekommen, einige davon Wintersportorte. Zwischendurch ist nur gelegentlich die Sonne herausgekommen und hat die wirklich beeindruckende Landschaft aus Seen und Bergen gebührend in Szene gesetzt.
Die Grenze zu Norwegen beeindruckte nur wenig. Es gab keinerlei Kontrollen und zu verzollen hatten wir auch nichts. Dagegen änderte sich landschaftlich einiges. Die dichten Wälder Schwedens wichen einer kargen und sumpfigen Hochebene, nur spärlich mit Vegetation bedeckt. Wo wir in der Gegend um Östersund noch zahlreiche Kühe, Schafe, Pferde usw. gesehen haben, war das einzige, was wir so in Norwegen antrafen, eine Rentierherde und ein paar Schafe. Ab Norwegen war nur noch 80 km/h erlaubt. Wenn man sich die Straßen so anschaut, ist das auch verständlich.


Wenn man in Røros parken möchte, muss man nur direkt nach dem großen Schlackehaufen rechts. Danach ist der Bahnhof kaum zu verfehlen. Die Turisteninfo ist auch gleich nebenan und dort sind wir auch gleich mal rein. Schnell gefragt ob eh alles offen hat und gleich rauf zur Kirche, denn die schloss als erstes um 1. Die Kirche selbst ist sehenswert, kostet aber auch Eintritt - fast soviel wie das Museum Jamtli. Da hatten wir vom Museum mehr, doch in Røros gibts auch eines, also nochmal Eintritt bezahlen. Gleich das Kombiticket genommen, somit war die Olavsgruva inkludiert.










Schmelzhütte und Røros Museum



Aussicht von Schmelzhütte


Im Museum haben wir tatsächlich so einiges über Røros und Bergbau gelernt. Als man im 17.Jh. hier Kupfer fand, zog der damals noch dänische König auf der Landkarte einen Kreis um den Fundort und verfügte, dass alles innerhalb des Kreises der Bergbaugesellschaft gehöre. Nicht nur die Rohstoffe, sondern auch die Leute. Klingt ein wenig nach Sklaverei, tatsächlich waren die Leute aber froh über Arbeit, die sogar bezahlt wurde. Dementsprechend zogen viele von außerhalb des Kreises in den Kreis und siedelten sich rund um die Mine an. Bald folgten weitere ertragreichere Minen in der Gegend und das Holz fing an zur Neige zu gehen. Neue Schmelzhütten wurden überall dort errichtet wo noch Bäume vorhanden waren. Das Museum selbst wurde auf den Überresten einer dieser Schmelzhütten errichtet, die 1975 abgebrannt ist.
Der Abbau selbst erforderte den Einsatz verschiedener Werkzeuge, Lastaufzüge und Pumpen. Davon gab es kleine Modelle, die sich sogar bewegten. Danach wurden die einzelnen Prozessschritte zur Gewinnung von reinem Kupfer aus dem Erz erklärt. Das ganze in der alten Produktionshalle mit den Überresten der Öfen. Und zum Abschluss gabs noch eine kleine Ausstellung über Sonntagskleidung aus dem Røros des 19. Jh.











Dann gings raus aus dem Musuem und ab auf den riesigen Schlackehaufen. Der hat sich in den Jahrzehnten des Kupferschmelzens gebildet und ist heute ein Wahrzeichen von Røros. Man hat einen schönen Ausblick auf die Stadt und dazwischen findet man noch sehr alte und auf traditionelle Art restaurierte Häuser der Stadt. Sehr charakteristisch mit Gras auf den Dächern.














Die Olavsgruva liegt etwas außerhalb von Røros, was kein Problem war mit dem Auto. Dort angekommen erstmal gewartet, denn Führungen gabs nur um 1 oder um 3. In der Zwischenzeit stellten wir fest, dass wir Norwegisch verstehen und das nach gerade mal einem Semester Schwedisch lernen - praktisch. Bevors runter in die Mine ging, aber erst mal eine kleine Einführung.
Die Mine stammt aus dem 17.Jh. und hieß damals noch Mine Nyberget. Doch schnell verlor man die Erzader und musste die Mine schließen. Erst sehr viel später im 20.Jh. fand man gerade mal ein paar Meter weiter reiche Erzvorkommen und begann mit dem Abbau, der erst vor einigen Jahren eingestellt wurde. Die Mine erstreckt sich über riesige Fläche und das Zentrum von Røros würde von der Fläche her problemlos reinpassen. Seit der Kupferpreis wieder steigt, wird in Norwegen überlegt den Abbau in der Mine wieder aufzunehmen.
Wir wurden mit Helmen ausgestattet und dann gings 50 m unter die Erde und etwa 500 m hinein. Im ersten Abschnitt gings durch die alte Mine Nyberget, danach weiter in die neue Mine. Der Unterschied bestand hauptsächlich in der verwendeten Technik. Während in alten Zeiten noch Pferde für den Transport eingesetzt wurden, gabs später schon ein Schienensystem, Seilzüge und Aufzüge. Statt einfachen Luftlöchern wurde ein Ventilationssystem installiert und das Pumpensystem wurde natürlich auch effektiver.
Das rote Kupfererz durchzieht die Wände und färbt sich blau oder grün wenn es oxidiert. Damit die Mine nicht einstürzt, müssen tragende Strukturen stehen gelassen werden, große säulengetragene Hallen sind auf diese Art entstanden. Heute kann man eine dieser Hallen sogar für Veranstaltungen nutzen. Gute Akustik und konstante Temperatur von etwa 4°C garantiert. Draußen wars auch nicht viel wärmer, gerade mal 8°C.







Der Regen war unser ständiger Begleiter auf dem Rückweg durch Norwegen. Entspannen konnte man erst in Schweden als die Straßen wieder besser wurden. Zurück in Gällö waren wir zwar sehr erschöpft, aber die lange Reise hat sich auf jeden Fall ausgezahlt. Nur das Wetter hat nicht wirklich mitgespielt, hoffentlich wirds besser.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen