Freitag, 15. März 2013

Lapplandtrip 8.-13.3.

Dass das Leben eines Austauschstudents großartig ist, haben wir ja mittlerweile eh schon ein paar Mal festgestellt. Aber was macht man, wenn das Quartal schon so gut wie aus ist und man eigentlich für Prüfungen lernen sollte? Man fährt auf einen Lapplandtrip!


Ok, ganz so langweilig ist uns auf der Uni dann doch nicht, aber wir wollten sowieso einen längeren Lapplandtrip, der am besten auch noch komplett durchorganisiert ist, machen. Leider waren die Termine für diese Studentenreisen sehr schlecht und überschneiden sich bis auf ein einziges Datum, das noch nicht ausgebucht war, mit unseren Klausuren. Was machen wir also? Am Dienstag sahen wir, dass sich doch noch so ein Trip ausgeht, am Mittwoch wird noch schnell das Geld überwiesen, damit wir am Freitag dann auch schon wieder weg sind!

Freitagabends wäre der Trip eigentlich in Helsinki losgegangen, aber das hätten wir natürlich zeitlich nie rechtzeitig geschafft. Außerdem wollten wir uns keine Reise nach Helsinki antun, wenn wir sowieso wieder den ganzen Weg in den Norden fahren. Dementsprechend haben wir uns entschlossen am Samstag um 7:00 in Oulu zuzusteigen. Oulu ist eine Stadt in Finnland, die ungefähr auf derselben Höhe wie Luleå am bothnischen Meer liegt; d.h. die beiden Städte liegen ca. 250km auseinander. Das klingt jetzt erst einmal nach nicht viel, aber wenn man nicht gerade mit dem Auto unterwegs ist, dann bedeutet das eine fünfstündige Reise.

D.h. um am Samstag auch rechtzeitig anzukommen durften wir am Freitag schon mit unserem gesamten Gepäck zur Uni gehen, noch unseren Schwedischkurs besuchen und im Anschluss sofort aufbrechen. Man könnte jetzt vermuten, dass Europa so eng verwoben ist, dann man sich in einen Zug setzt und schon ist man in Oulu. Aber nein, Schweden und Finnland haben eine sehr komplexe Beziehung und so etwas wie ein gemeinsames Öffisystem wie in Zentraleuropa gibt es nicht. Das liegt unter anderem schon daran, dass Finnland ein anderes Gleissystem hat als Schweden. Wie kommt man also dann nach Oulu? Man nimmt einen Bus nach Haparanda an die Grenze, sucht sich dort eine Brücke mit der man den Grenzfluss überqueren kann, sucht in Tornio/Torneå (finnischer/schwedischer Name) die nächste Bushaltestelle, fährt von dort mit dem Bus nach Kemi und nimmt dann einen Zug nach Oulu. 

Bus Tornio - Kemi

Die Städte Haparanda und Tornio haben übrigens eine sehr interessante Geschichte. Finnland war vor langer Zeit ein Teil des schwedischen Königreiches - bis 1808 der Krieg mit Russland stattfand und Finnland verloren ging. Die Grenze zwischen dem russischen und schwedischen Königreich wurde unter anderem der Torne Älv (Fluss), nach dem Tornio benannt ist. Leider liegt Tornio aber auf der heute finnischen Seite des Flusses und wurde Teil des Zarenreiches. Da der Handel zur damaligen Zeit relativ stark in dieser Region boomte, missten die Schweden Tornio als Teil ihres Handelssystem und gründeten Haparanda an der westlichen Seite des Flusses. Heute bilden Haparanda und Tornio eigentlich eine gemeinsame Stadt, die auf 2 Länder aufgeteilt ist, in der 2 Sprachen gesprochen werden und in der mit 2 verschiedenen Währungen gezahlt wird. Das witzigste ist dabei, dass der Fluss in der Stadt als sehr markante Grenze zwischen den beiden Seiten wirkt. Bestes Beispiel: Man geht über die Grenze und versteht wirklich kein Wort mehr, außer man findet irgendwo schwedische Bezeichnungen (schwedisch ist ja offizielle Zweitsprache in Finnland).


Zurück zu unserer Reise: Die Fahrt noch Oulu ist trotz unserer ursprünglichen Bedenken ohne Hindernisse oder Probleme von statten gegangen. Dort angekommen haben wir uns dann sofort ein Zimmer im Scandic genommen und Thomas ist jetzt offizielles Scandicmitglied. Mal schauen, was für Boni da noch für uns rausspringen. Das Hotelzimmer war natürlich wieder nach unserem Geschmack - gerade wegen kleiner Kuriositäten. Erschöpft von der Reise wie wir waren, schalteten wir gleich einmal den Fernseher ein und suchten nach schwedischen TV-Sendern. Die Verstehen wir zum Teil ja mittlerweile schon ganz gut, aber was finden wir zusätzlich? Den ZDF und es spielt gerade Soko Wien! Das war natürlich zu göttlich und anstatt gleich in die Badewanne zu hüpfen haben wir uns köstlich über korrupte Linzer Polizisten amüsiert. Nach der Badewanne haben wir dann auch noch die schwedische Variante von der Millionenshow gefunden und überraschenderweise verdammt viele Antworten richtig beantwortet!

Equipment, das natürlich in keinem Bad fehlen darf: Montierte Flaschenöffner!

Am nächsten Tag mussten wir leider Gottes viel zu bald aufstehen, unsere Sachen packen, ein viel zu frühes Frühstück (mit Piloten und Flugbegleitern) zu uns nehmen, auschecken und mit dem Taxi zum Treffpunkt für den Bus fahren. Blöderweise waren viel zu bald dran und durften bei (vermutlich) kuscheligen -20°C eine halbe Stunde draußen warten und der Bus kam einfach nicht daher. Wir haben irgendwann in Helsinki bei dem Reisebüro angerufen und gefragt wo unser Bus bleibt. Nach anfänglichen Hindernissen ist der nach 50min dann auch endlich gekommen. Später haben wir erfahren, dass die Busfahrer anscheinend auf einem anderen Ort schon auf uns gewartet haben, der von dem Reisebüro aber nicht angegeben wurde. Eine schlechte Organisation nennen wir das! Aber zumindest konnte der Trip dann auch endlich offiziell losgehen!

Was haben wir während unseres Trips so alles gemacht?
  • Snowcastle in Kemi
  • Santa Claus Dorf in Rovaniemi inkl. Polarkreis
  • Hundeschlitten fahren und Welpen knuddeln
  • Skidoos fahren
  • Sporttag inkl. Langlaufen und Schneeschuhwanderung
  • Ausflug nach Norwegen zum arktischen Meer
  • Rentierfarm
  • Nordlichter schauen

Da das alles sogar die Dimension unseres Arvidsjaurbeitrags sprengen würde (vor allem wegen der ganzen Fotos), werden wir über die nächsten Tage vermutlich alles nach und nach posten. Also freut euch schon einmal drauf!

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