Donnerstag, 7. März 2013

Schweden und der Schnee

Österreich ist ein Schneeland.
Das oder ähnliches vermuten massig Leute hier in Schweden: "Ihr habt ja Berge und so viele bekannte Wintersportler!" Jeder Österreicher weiß aber, dass sich Schnee und Österreich außerhalb des Tourismuses oder Wintersports nicht ganz so gut vertragen. Wieso? Keine Ahnung. Ich persönlich verstehe den Wirbel um den Schnee (vor allem auf den Straßen) gar nicht. Hier in Schweden ist aber alles anders!


 

In Schweden gibt es vorranglich zwei Meinungen über den Winter: entweder er ist toll oder er ist furchtbar. Das ist bei uns im Grunde auch nicht anders, aber gerade hier in Nordschweden gibt es nur zwei Jahreszeiten - 1/2 Jahr Sommer, 1/2 Jahr Winter, Frühling und Herbst sind vielleicht 2 Wochen lang. Im Großen und Ganzen mögen die Leute hier oben den Winter aber schon; die die ihn nicht mögen flüchten gegebenenfalls irgendwann weiter in den Süden.

Schnee gibt es hier im Überfluss, noch immer muss man sagen, weil wir ja gerade erst eine komplette Woche Tauwetter hatten. Es ist also nicht verwunderlich, dass die Schweden versuchen möglich viel positives am Schnee zu entdecken. Wintersportarten wie Langlaufen, Eishockey und Eislaufen (auf Flüssen, Seen und am Meer) sind zum Beispiel ganz hoch im Kurs; Schifahren wieder weniger, aber Berge gibt es hier in der Umgebung eh keine. Auch wenn die Schweden trotzdem auf ihren Hügeln schifahren versuchen. Auch sehr beliebt sind Radfahren (im Schnee!!) und spazieren gehen. Das spazieren gehen wird dadurch erleichtert, weil fast jeder hier einen Hund hat! Der Vorteil von all dem: Wir haben noch fast keine richtig übergewichtigen Schweden gesehen, die bei uns ja ständig mehr werden! Der absolute Nachteil: Dank der vielen Hunde gibts überall "mit Safranschnee eingezäunte" Gehwege mit gelegentlichem "Rosinenüberzug"....

DAS Fortbewegungsmittel im Winter: Fahrräder
vor dem Studentenheim...
 Eine weitere nette Freizeitbeschäftigung sind Schneeskulpturen. In Österreich verbindet man damit eigentlich nur Schneemänner, aber die werden in Schweden anscheinend nur von Austauschstudenten gebaut. Den einzigen Schneemann, den wir bis jetzt hier gesehen haben, stand fast vor unserer Haustüre. Man muss aber auch dazusagen, dass der Schnee hier meistens so pulvrig ist, dann man aber auch keinen Schneemann bauen kann. 
Aber was macht man, wenn man keine Schneemänner bauen kann? Man baut richtige Schneeskulpturen wie den Specht, der gerade in Luleå im Zentrum steht, oder schlichte Schneewürfel - die allerneuste Unideko!

Der Schneemann als Rarität.
Richtige Schneeskulpturen sehen so aus!
 
Schneewürfel sind die neueste Unideko!

Aber natürlich hat der Winter nicht nur positive Seiten: Häuser müssen zum Beispiel des öfteren einmal von ihren Schneelasten auf den Dächern entlastet werden. Wenn man den Schweden so glauben darf, dann sollte das eigentlich nicht nötig sein, da die einzigen Dacheinbrüche in den letzten Jahren auf Konstruktionsfehler oder Baumängel zurückzuführen waren, aber anscheinend wollen sie es trotzdem nicht darauf ankommen lassen. Somit sind Männer auf Dächern fast ein alltäglicher Anblick.


Ein weiteres Hindernis ist natürlich der Schnee auf den Straßen. Die Straßenräumdienste machen das aber alles ganz prima; der einzige Unterschied besteht darin, dass halt kein Salz gestreut wird - oder halt nur in der Ausnahme. Das Resultat der Räumdienste sind aber überall riesige Schneehaufen, die neben den Schulen und Kindergärten überall als Spielplätze fungieren.

Ein Schneehaufen vor unserem Studentenheim.
Aber was macht man, wenn die Schneehaufen irgendwann einmal die Oberhand gewinnen? Ein Land kann ja nicht nur aus Schneehaufen neben den Straßen und Wegen bestehen. Ganz von dem abgesehen, dass das kein Kanalisationssystem der Welt bei Tauwetter überleben würde.
Ja dann wird Schritt zwei des örtlichen Schneeräumdienstes angewendet: D.h. LKWs kommen und gehen und transportieren alle Schneehaufen ab. Aber wo wird der ganze Schnee hingebracht? In der Nähe der Uni gibt es eine Schneedeponie. Diese Schneedeponie ist so groß, dass sogar über den gesamten Sommer nicht der ganze Schnee wegschmilzt. Sprich: Ja, es gibt Permafrost in Luleå, wenn auch nur sehr begrenzt.


Schnee ist hier generell eine Wissenschaft: Man glaubt gar nicht, wofür man sich alles Wissenschaftlicher schimpfen darf. Trotzdem lässt das die Leute meistens ziemlich kalt. So kalt, dass sie manchmal sogar in Flipflops einkaufen oder, wie hier in diesem Fall, mit Tshirt und Shorts zum Müllhäuschen gehen. So hart waren wir noch nicht, aber wir gehen regelmäßig im Pulli einkaufen.

Nein, draußen ist es gar nicht kalt...

Im Großen und Ganzen sehen wir aber fast nur Positives im Schnee, auch wenn Tauwetter hier echt vom Rutschfaktor lebensgefährlich ist. Schnee ist wirklich ein tolles Material, das nicht nur schön in der Sonne glitzert, sondern auch echt schöne Formen annimmt.
Die folgenden Fotos sind übrigens während eines Spazierganges bei dem Tauwetter letzte Woche entstanden.


Noch sind die Boote eingewintert.
Ein Spielplatz in Schweden.
Der Himmel über dem Studentenheim.
Das erste Gras des Jahres!


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