Samstag, 30. März 2013

Nordlichter

Vor einem Monat hatten wir von unseren ersten Nordlichtern berichtet. Wie sich herausstellte sollte das aber nicht unsere einzige Sichtung bleiben. Das Aurorajagen ist sozusagen unser neuestes Hobby! Es vergeht kaum ein Tag wo wir nicht neben dem aktuellen Wetter das sogenannte "Space Weather" überprüfen. Und tatsächlich: wir waren wieder erfolgreich, es gibt auch wieder neue Fotos! Aber einfach wars nicht und wir fragten uns: Kann man Nordlichter nicht etwas genauer vorhersagen?

Unser bisher stärkstes (fotografierbares) Nordlicht,
aufgenommen am Balkon mit Blick Richtung Süden.


Tatsächlich ist das Ganze wie eine eigene kleine Wissenschaft! Nordlichter oder Aurora Borealis, wie ihr wissenschaftlicher Name lautet, sind in Mitteleuropa ja relativ selten und wir selbst hatten vor unserem Aufenthalt in Schweden noch nie zuvor welche gesehen. Nachdem wir in Luleå abgekommen waren, haben wir uns daher sofort bei anderen Studenten erkundigt, wann und wo man sie sieht. Viel konnten wir dabei aber nicht erfahren, denn im Sommer kann man die hier oben sowieso nicht beobachten; es ist einfach zu hell. Aber uns wurde versichert, dass im März die Wahrscheinlichkeit einer Sichtung höher ist. Außerdem gibts ja eine Aurora Vorhersage der Universität Alaska. Mittlerweile kennen wir aber schon einige Seiten, welche sich mit dem Space Weather beschäftigen und Satellitendaten veröffentlichen. Aber anfangen konnten wir mit den ganzen Informationen erst etwas, wie wir uns eingehender mit dem Phänomen beschäftigt haben. Also wie entstehen jetzt Nordlichter?

Nordlichter entstehen, wenn geladene Teilchen auf die Erdatmosphäre treffen. Diese Teilchen kommen zum Großteil aus dem Inneren unserer Sonne. Dort laufen Prozesse ab, die dazu führen können, dass riesige Mengen an geladenen Partikeln, so genanntem Plasma, herausgeschleudert werden. Das lässt sich von der Erde aus beobachten, denn während so einer Sonneneruption wird Röntgenstrahlung freigesetzt. Das freigesetzte Material, der Sonnenwind, bewegt sich mit etwa 500-800 km/s auf die Erde zu. Etwa 2-4 Tage nach so einer Eruption trifft dieser Sonnenwind dann auf die Erde und würde jegliches Leben auslöschen. Warum wir noch leben? Das Magnetfeld der Erde wirkt wie ein Schutzschild und lenkt den Wind um die Erde herum (Sonnenwinde können aber sehr wohl Satelliten, Flugzeuge oder das Stromnetz beschädigen). 
An den Polen jedoch verlaufen die Magnetfeldlinien senkrecht zur Erdoberfläche und dort können die Sonnenwindpartikel zum Teil in die Erdatmosphäre eindringen. Die geladenen Teilchen treffen auf Sauerstoff und bringen dieses zum Leuchten (genauer gesagt regen sie die Moleküle zur Fluoreszenz an). Sauerstoff leuchtet dabei vorwiegend grün, in höheren Schichten aber auch rot. Bei sehr starken Sonnenwinden fängt auch der Stickstoff an blau bzw. violett zu leuchten.
Ohne Sonnenwinde gibt es also keine Nordlichter und weil Sonneneruptionen unvorhersehbar sind, gibts auch keine besonders langfristigen Vorhersagen. Aber, umso stärker der Sonnenwind, desto weiter im Süden sind Nordlichter beobachtbar; die so genannte Aurorazone (gürtelartiger Bereich in der Auroras möglich sind) wird breiter. Theoretisch sind also Nordlichter auch in Südeuropa und Afrika beobachtbar, was auch schon passiert ist (Herbst 2003 in Griechenland und auf den kanarischen Inseln).
Derzeit befinden wir uns in einer Phase hoher Sonnenaktivität, was bedeutet Sonneneruptionen sind sehr häufig. Aber das ist alles nur Statistik (2003 war eigentlich ein Aktivitätminimum!). Die Vorhersagen stützen sich auf die Messungen der Sonnenaktivität, kombinieren diese mit Satellitenmessdaten (Sonnenwindstärke und Erdmagnetfeld) und fassen diese zum Kp-Wert zusammen - dieser entspricht einer bestimmten Breite der Aurorazone. Um hier in Luleå Nordlichter beobachten zu können braucht es schon etwa einen Kp-Wert von 3-4; ab 8 sieht man sie auch theoretisch in Österreich. Wo und wann sie dann tatsächlich innerhalb der Aurorazone auftauchen und ob dann das Wetter auch noch passt, kann man vorher aber trotzdem nicht sicher sagen.

Vor zwei Wochen dann hatten wir spontan den Lappland-Trip gebucht, dessen Hauptziel Saariselkä in Finnland war, was ja bereits 250 km nördlich des Polarkreises liegt. Also ideale Voraussetzungen für Nordlichter. Wir hatten auch wirklich jede Nacht Nordlichter beobachtet und die Leute flippten total aus. Obwohl die Sonnenaktivität nicht sehr hoch war, hatten wir gutes Wetter, denn es war kalt und somit kaum bewölkt. Nordlichter sollen ja besonders häufig in kalten Nächten erscheinen. Hängt wahrscheinlich damit zusammen, dass die kalte Luft trockener ist und Wolkenbildung weniger wahrscheinlich. Naja, Fotos entstanden hier jedenfalls zuhauf und wir waren schon ziemlich zufrieden.








Überaschenderweise fand unsere bis jetzt stärksten Sichtung von Nordlichtern zurück in Luleå statt. Wir konnten sie leicht von Fenster und Balkon aus beobachten und ganz gute Fotos machen. Was man auf den Fotos kaum sieht: oft flackerten sie nicht nur grün sondern auch violett; sehr magisch. Wenn die Lichter so stark sind, ist es übrigens egal, ob man nach Norden oder Süden schaut, der ganze Himmel ist einfach voll. Da sich die Lichter aber dann sehr schnell bewegen, ist es wirklich schwer gute Fotos zu machen. Aber was solls, viele werden zwar nix, aber manche ... naja, seht selbst:

Steffi's Aussicht: COOP-Parkplatz Richtung Norden






Hier hat der Mond zusätzlich geschienen

Wir habens dann sogar mit filmen probiert (naja einen Versuch wars zumindest wert ...).


Fazit: Nordlichter zu jagen kann sehr frustrierend sein, nicht selten haben wir sie mit normalen Wolken verwechselt. Die können manchmal im Mondlicht richtig schön hell leuchten. Die Vorhersage hat etwas von einer normalen Wettervorhersage, stimmt also bestenfalls manchmal. Das hindert uns aber nicht daran weiter bei frostigen Temperaturen auszuharren und in den Himmel zu starren, die Kamera im Anschlag. Zumindest solange es noch dunkel genug ist ...

4 Kommentare:

  1. Hier mal ein kleiner Ansporn: http://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&v=ZmVK0ESAyG4

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    1. Die Nacht, in der auch dieses Video aufgenommen worden ist, war echt der Hammer. Da war der gesamte Himmel voll! Da sind eh auch unsere schönsten Bilder entstanden, auch wenn die Kamera echt nicht für Nordlichter gemacht worden ist...

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    2. Vielleicht mal mit Stativ und längerer Belichtungszeit probieren. Habt ihr eine Spiegelreflex mit?

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    3. Leider nein, aber ein paar Leute haben eine Spiegelreflex. Die legen die Kamera dann eine halbe Minute auf den Boden und bekommen richtig schöne Bilder. Geht aber auch nur bei statischen Nordlichtern. Die Fotos hier im Post sind aber alle von Steffis Digitalkamera, Belichtungszeit auf max. Mit GIMP noch ein bisschen nachbearbeitet und man sieht die Lichter eigentlich ziemlich gut ^.-

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