Sonntag, 28. Juli 2013

Heimreise Tag 15: Uppsala


Uppsala, viertgrößte Stadt Schwedens 70 km nördlich von Stockholm ist eine traditionelle Universitätsstadt. Die Gegend ist seit den Wikingern besiedelt, wurde später Bischofssitz und Krönungsort und heute ein Haupttouristenort Schwedens. Die Universität in Uppsala ist die älteste Skandinaviens und unter den Top 100 der Welt. Sie liegt direkt im Zentrum wodurch die Stadt voller Studenten ist. Besonders interessierte uns der Dom, das Universitätsmuseum Gustavianum, die Bibliothek, das Schloss und der Garten von Linné. Trotz widriger Umstände haben wir das auch durchgezogen. Aber alles der Reihe nach:
Man vermutet, dass Uppsala früher ein heidnisches Zentrum mit einem Tempel war, wo sich Leute aus ganz Skandinavien trafen um ausgiebig Feste zu feiern und zu opfern. Uppsala hies damals noch Aros, später dann Östra Aros damit es keine Verwechslung mit Västra Aros (Västerås) gab. Aros bedeutet Flussmündung und tatsächlich gab es hier einen wichtigen Hafen an einer Fjordmündung zur Ostsee, welche aber durch die Landhebung verschwand. 5 km weiter lag dann Uppsala, das heutige Gamla Uppsala. Als das Gebiet (Uppland) christlich wurde, wurde Gamla Uppsala zum Bischofssitz und Östra Aros blieb ein wichtiger Hafen. 1273 ist der Bischofssitz nach Östra Aros umgezogen, welches kurz danach Uppsala genannt wurde.


Wir wollten erst mal die Touristeninfo finden, also parkten wir beim Dom. Recht teuer und nur maximal 4 Stunden, zahlbar mit Kleingeld oder Kreditkarte. Haben also fast unser letztes Kleingeld hergegeben und ab in die Stadt. Dort darf man nämlich auf einigen Straßen nur noch mit dem Rad fahren oder zu Fuß gehen. Wir hatten zwar schönes Wetter, konnten aber die Touristeninfo nirgends finden, Reiseführer half auch nicht. Wir fragten also einen Obstverkäufer und erfuhren, dass die Touristeninfo gerade am umziehen war. Wir mussten also notgedrungen weiter auf dem Domparkplatz parken, was nicht billiger wurde. Ohne Kreditkarte hieß das für uns auch möglichst viel Kleingeld anzusammeln.



Der Dom:
Es hieß die Zeit nützen, also ab in den Dom. Der hat schon so einiges mitgemacht. Im 13. Jh. erbaut wurde er in der Zeit der Kalmarer Union gestürmt und während einer der verheerendsten Brände 1473 beschädigt. Ein Großfeuer 1702 zerstörte den Dom und verwüstete fast die ganze Stadt. Danach wurde er wieder aufgebaut und ist heute die größte Kirche Schwedens. 



Eine der Orgeln


Kanzel

Die größte Orgel im nördlichen Seitenschiff



Im Dom findet man Gräber und Denkmäler einiger sehr interessanter Persönlichkeiten. Zuallererst wäre da König Gustav I. Vasa, der Schweden von Dänemark befreite. Er wurde, wie viele andere Könige auch hier gekrönt. Aber nur ihn findet man heute begraben ganz vorne hinter dem Altar in der Chorkapelle. 

Grab des König Gustav I. Vasa


Der nächste ist Erik IX. der Heilige. In einem goldenen Schrein werden die Reliquien aufbewahrt. Gemäß der Legende wurde er von einem dänischen Prinzen in Gamla Uppsala bei der Ausübung der Messe getötet und danach sollen an seinem Grab Wunder stattgefunden haben.

Schrein mit Eriks Gebeinen.
Auch Johannes III., Sohn Gustav I. Vasas findet man hier:


Schließlich ist hier noch Carl von Linné begraben; mehr über ihn später.


Wir brauchten noch Kleingeld für den Ticketautomaten und da sehen wir, dass es im Dommuseum das original goldene Kleid der Königin Margareta I. zu bestaunen gibt. Also Ticket gekauft und ab ins Museum. Das war aber etwas umsonst, denn es gab hauptsächlich sündhaftteure Textilien von Bischöfen zu sehen und andere Kirchenschätze. Das goldene Kleid ging da fast schon unter und die Kopie im historischen Museum hat uns fast mehr gefallen, da es einen wesentlich besseren Eindruck der einstmaligen Pracht vermittelt. Aber wir hatten endlich Kleingeld, also Automat gefüttert, im Dom-Café uns gefüttert und weiter ins Gebäude gegenüber. Es hieß schnell hinein für uns, denn das Wetter fing an umzuschwingen und es stürmte plötzlich.

Das Gustavianum:
Das ursprüngliche Gebäude wurde im 17. Jh. von Gustav II. Adolf errichtet und beherbergte zunächst unter anderem einige Lehrsäle, Essens- und Leseräume für Studenten. Doch das besondere ist die Kuppel in der Mitte des Gebäudes welche von einer Sonnenuhr gekrönt ist. Sie wurde vom Olof Rudbeck dem Älteren im 19. Jh. errichtet und beherbergt einen ebenfalls von ihm geplanten Seziersaal, ein sogenanntes Anatomical theatre. Aber auch einige interessante Ausstellungen haben wir dort besuchen können, als erstes die (Pre-) Wikingerausstellung.

Als Wikingerzeit bezeichnet man den Zeitraum 800 - 1050 n. Chr., aber natürlich ist das eine sehr grobe Einteilung und auch vor diesem Zeitraum gab es schon Schiffsgräber, in denen wichtige Persönlichkeiten mit einigen ihrer Wertsachen begraben wurden. Die Ausstellung zeigte einige Fundstücke aus Gräbern aus der Zeit vor den Wikingern, der sogenannten Vendelzeit (550 - 800 n. Chr.), aber auch einige Ausstellungsstücke aus der Wikingerzeit selbst.
Im Zentrum stehen 3 Fundstücke eines Bootsgrabes aus der namensgebenden Region Vendel dar. Daie Ausgrabungsstätte war im Ausstellungsraum nachgebildet und konnte auf Socken begangen werden. So konnte man sich anschauen, wo was gelegen ist.

Schwertgriff aus der Vendelzeit

Brillenhelm aus der Vendelzeit

Das Bootsgrab in Vendel
Die Exponate in den Vitrinen stammten aus einem Grabungsgebiet in Valsgärde und kamen aus Gräbern der Vendelzeit als auch der Wikingerzeit. Das war zwar etwas verwirrend, allgemein kann man aber zusammenfassen, dass in der Wikingerzeit die Bestattung in einem Bot gängiger wurde und die Grabbeigaben einfacher und funktioneller und nicht mehr so reich verziert waren.

Die folgenden Bilder zeigen die Objekte aus der Vendelzeit aus Gräbern in Valsgärde:




Weiter gings in den Seziersaal, welcher eine Anlehnung an das erste Anatomical theatre in Padua aus dem 16. Jh. darstellt. Die Kuppel ist sehr genial, denn sie nutzt Tageslicht um den Raum und vor allem den zentralen Seziertisch optimal auszuleuchten. Das war der Grund, warum die sonst üblicherweise bei Nacht durchgeführten Dissektionen plötzlich vorzugsweise bei Tag durchgeführt wurden. Und es landeten auch Menschen auf dem Seziertisch.








Die Ägyptenausstellung drehte sich vor allem um Nubien, es gab aber auch ein paar griechische und römische Ausstellungsstücke.

Kindermumie



Verzierung des Sarkophaginneren

rätselhafte Mumie


Die ehemalige Bibliothek beinhaltete eine Ausstellung zu einem Augsburger Kabinettschrank, welches allerlei Kuriositäten und Raritäten enthielt. Dazu einige persönliche Gegenstände von berühmten Persönlichkeiten der Uppsala Universität.

Einer der ersten Globen auf schwedisch.


Der Kabinettschrank

Das berühmte Werk des Carl von Linné



Ein Thermometer von Anders Celsius


Die Universität:
Der Campus ist groß und über die gesamte Stadt verteilt, wir haben uns zunächst das Hauptgebäude angesehen. Im Park stehen einige Runensteine mit Inschriften aus dem 11. Jh. n. Chr.



Das Hauptgebäude war geschlossen, also sind wir weiter zur Bibliothek gegangen. Nach wie vor stürmisches Wetter und wir fürchteten jederzeit Regen, also schnell rein ins Gebäude.


Die Universitätsbibliothek
Wir waren nicht wenig überrascht, als wir das Thema der derzeitigen Ausstellung sahen: Kristallographie. Genau unser Gebiet und tatsächlich sollten wir einige bekannte Namen finden. Aber das kleine Museum in der Bibliothek ist vor allem bekannt für die Silberbibel, dem Codex Argenteus. Diese Bibel ist mit silber- und goldfarbener Tinte auf purpurfarbenen Pergament geschrieben und wurde vermutlich 500 n. Chr. in Norditalien in gotischer Sprache verfasst. Man durfte es leider nicht fotografieren - man durfte eigentlich gar nicht fotografieren.


Das Schloss:
Im 16. Jh. ließ Gustav Vasa das Schloss Uppsala errichten. Die Kanonen sind direkt auf den Dom und den Bischofssitz gerichtet, damit lag es dem Bischof förmlich im Nacken. Von hier aus kann man etwas die Stadt überblicken, aber viele Bäume stören die Aussicht. Das Schloss brannte mehrmals in der Geschichte ab, auch 1702 beim großen Brand und die verbliebenen Ziegel wurden schließlich zum Bau des Krankenhauses verwendet. Erst Mitte des 18. Jh. wurde das Schloss wieder aufgebaut.




Der Linné-Garten:
Carl von Linné war Botaniker und lehrte Medizien an der Universität Uppsala. Er etablierte Mitte des 18. Jh. ein bahnbrechendes System, eine binäre Nomenklatur (Gattung und Art). Damit legte er den Grundstein für die moderne botanische und zoologische Nomenklatur, wie wir sie heute verwenden um Lebewesen zu benennen. 


Der Garten wo Carl von Linné gewirkt hat ist heute der älteste botanische Garten Schwedens und wurde von Linnés Vorgänger Olof Rudbeck dem Älteren angelegt. Leider waren wir schon etwas spät dran, deshalb hatte schon alles zu und wir haben uns nur den Garten selbst angesehen. Das Wetter hatte sich zum Glück gehalten, war aber trotzdem furchtbar (Wolken und sehr starker Wind).

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